Vom FVW zum SVW
Hätten einige junge
Männer Ende des 19. Jahrhunderts ein dickes Seil zu früh losgelassen, würden wir heute
vielleicht einem ganz anderen Verein als dem SV Werder Bremen die Daumen drücken. Denn
im Jahr 1899 begann alles mit einem Tauziehwettbewerb. Eine Schar 16-jähriger Schüler
hatten einen solchen im Jahr 1899 gewonnen. Als Preis gab es einen Fußball, worauf die
Jugendlichen am 04.02.1899 den Entschluss fassten, einen Verein namens FV Werder Bremen
zu gründen. Bereits vier Jahre später gab es für den jungen Fußball-Verein einen
Titelhattrick zu feiern, als drei Teams des FVW in allen drei Bremer Spielklassen die
Meisterschaft errang. Spiele des Fußball-Vereins Werder Bremen waren in der Folge schon
so sehr von öffentlichem Interesse, dass als erster Bremer Verein nun Eintrittsgelder zu
den Spielen verlangt werden konnte.
Neben den sportlichen Erfolgen wie etwa der Qualifikation zur Norddeutschen
Meisterschaft war das Durchsetzen gegen nichtsportliche Gegner zu dieser Zeit ebenso
wichtig. Schließlich stieß den Mitgliedern der nationalistischen Turnbewegung in
Deutschland auf, dass der Fußballsport seinen Ursprung in England hatte und somit
entgegen ihrer Vorstellung "undeutsch" war. Weitergespielt wurde dennoch, der
Spielbetrieb sogar über den ersten Weltkrieg hinaus aufrechterhalten, obwohl viele
Männer in den Schlachten des Krieges gefallen waren.
Von der Oberliga in die Bundesliga
Ab der Saison 1947/48
war Werder in der Oberliga Nord zuhause und bezeichnend für die Mannschaft jener
Nachkriegsjahre war die Tatsache, dass sie gerne einmal gegen vermeintlich stärkere
Teams gewann, gegen schwächere Mannschaft aber auch öfters mal unterlag. Daher bekam
Werder zu jener Zeit den Spitznamen "Sphinx des Nordens" verpasst. Um die Nummer eins im
Norden mussten sich die Bremer zunächst noch keine Gedanken machen. Diese hatte der
Hamburger SV inne, der bis zur Gründung der Bundesliga allein 15 Mal den Titel in der
Oberliga-Nordstaffel holte. Mit dem Bremer SV und Bremerhaven 93 kämpfte Werder zu
dieser Zeit um den Status als Nummer eins in Bremen. Dieser Status kristallisierte sich
allerdings so richtig erst ab 1958 und der Verpflichtung des ehemaligen
A-Nationalspielers Georg Knöpfle als Trainer heraus. Statt an die Elbe zog es Spieler
wie Helmut Schimeczek und Willi Schröder fortan auch an die Weser.
Zwischen 1959 und 1963 wurde der SVW ununterbrochen Vize-Meister der Oberliga Nord und
qualifizierte sich schließlich gemeinsam mit Eintracht Braunschweig und dem Hamburger SV
für die neu gegründete Fußball-Bundesliga, die ab der Saison 1963/64 an den Start ging.
Werder wurde also Gründungsmitglied einer der heute und zwischendurch besten Ligen der
Welt.
Die erste Meisterschaft und der Pfostenbruch vom Bökelberg
Es fiel im
Weser-Stadion. Das allererste Tor der Bundesliga-Geschichte. Allerdings gegen Werder.
Timo Konietzka hatte es am ersten Spieltag im Spiel der Bremer gegen Borussia Dortmund
erzielt. Geschlagen war ein Keeper, der eigentlich gar nicht mehr aktiv war. Dragomir
Ilic musste kurz vor Saisonbeginn reaktiviert werden, da sich im Vorfeld der Spielzeit
1963/64 die ersten sechs (!) Torhüter der Werderaner nacheinander verletzt hatten. Kein
guter Start also in die erfolgreiche Bundesliga-Geschichte des SV Werder Bremen. Die
erste Saison schlossen die Werderaner als Gründungsmitglied schließlich mit dem zehnten
Tabellenplatz ab.
Ein Jahr später fiel die "0" in der "10" weg. Werder wurde Erster. In jener Saison, in
der die Stadt Bremen 1.000 Jahre alt wurde, feierte der SV Werder Bremen seinen ersten
Deutschen Meistertitel. Am 17. Spieltag der Saison 1964/65 setzten sich die Bremer an
die Tabellenspitze und ließen sich bis zum Schluss nicht mehr von selbiger verdrängen.
Rekordspieler Horst-Dieter Höttges stand genauso im Kader wie Arnold Schütz, Max Lorenz,
Walter Nachtwey. Helmut Jagielski (10 Tore), Arnold Schütz, Gerhard Zebrowski (11) und
Klaus Matischiak (12) waren damals die besten Torschützen der Werderaner, die von Willi
Multhaup trainiert wurden.
In den Folgejahren konnte sich Werder allerdings nicht in der Spitzengruppe der Liga
halten. Auf die Meisterschaft folgte Platz vier, danach wurden die Bremer sogar nur
Sechzehnter. In der Saison 1967/68 spurteten die Bremer noch einmal von Platz 18 auf den
zweiten Rang zur Vizemeisterschaft. Bis zum Ende des Jahrzehnts blieb Werder in der
Folge im Mittelfeld der Tabelle.
"Ich sah wie das Tor brach, bin dann in Deckung gegangen"
So unspektakulär die Saison 1970/71 mit Platz zehn endete, so außergewöhnlich war
besonders eine Partie in jener Saison. Am 3. April stand es kurz vor dem Ende der Partie
zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen 1:1, als zwei Spieler ins Tor der
Werderaner stolperten. Die Spieler blieben heile, allerdings brach der hölzerne Pfosten
des Tores und folglich der ganze Kasten in sich zusammen. Die Bremer unternahmen in der
Hoffnung auf ein Wiederholungsspiel große Anstrengungen, das Tor wieder aufzustellen.
Doch es sollte nicht gelingen. Das Spiel wurde abgebrochen und Werder bekam später beide
Punkte zugesprochen, da die Gladbacher Gastgeber keinen Ersatz für das kaputte Tor
organisiert hatten. Herbert Laumen, einer der beiden Spieler, die damals das Tor
"getroffen" hatten, sagte später in einem Interview mit der WELT: "Ich sah, wie das Tor
brach, bin dann in Deckung gegangen und lag schließlich wie ein Fisch im Netz gefangen.
In der Nordkurve gab es daraufhin ein Riesengelächter. Das war ein Spektakel."
Mit dem Pfostenbruch vom Bökelberg hatte sich Laumen in die Fußball-Geschichtsbücher
eingetragen. Denn er sollte den Fußball verändern. "Der Pfostenbruch bleibt immer
legendär, denn er hat ja nachhaltig etwas bewirkt: Danach gab es Aluminiumtore. Und ich
bin unsterblich geworden", sagte Laumen, der später in den 70er Jahren auch das Trikot
von Werder Bremen trug.
Mit Speckflagge und Starensemble
Zur Saison 1971/72
wechselte der SV Werder nicht nur sein Outfit, sondern frischte sein Team auch mit
reichlich neuen Gesichtern auf. Anstatt im traditionellen "Grün-Weiß" lief der SV Werder
Bremen fortan in den sogenannten "Speckflaggen-Trikots" auf. Die Farben der Stadt Bremen
leuchteten nun auf dem Shirt, statt Werder-W prankte der Bremer Schlüssel auf der Brust
des längsgestreiften Jerseys und die Mannschaft warb auf diese Weise fortan
gewissermaßen für die Stadt Bremen. In Kooperation mit der Stadt und der Bremer
Wirtschaft, wurde die finanzielle Situation des Vereins verbessert. Schulden wurden
erlassen und der Verein an den Erlösen aus den Werbeeinnahmen des Weser-Stadions
beteiligt.
Ohne großartig auf den Pfennig schauen zu müssen, wurden für die Spielzeit 1971/72
einige Stars an die Weser gelockt. Akteure wie Willi Neuberger, Herbert Laumen oder
Werner "Acker" Weist trugen nun das Bremer Trikot. Selbst ein Günter Netzer sollte und
wollte an die Weser wechseln, allerdings konnte der Verein seine zusätzliche Forderung,
fortan auch Werders Stadionzeitung "Werder-Echo" zu vermarkten, nicht erfüllen. So blieb
der Spieler mit der langen Mähne in Mönchengladbach.
Das große Projekt, Werder mit viel Geld wieder an die Spitze der Bundesliga zu hieven,
schlug allerdings fehl. Die Star-Truppe von der Weser funktionierte nicht so wie
gewünscht. Werder landete nach einer Saison, in der allein sechs verschiedene Trainer
auf der Bremer Bank saßen, auf einem enttäuschenden elften Tabellenplatz. Die
Platzierungen in den Folgejahren sollten nicht besser werden. Plätze im Mittelfeld waren
nun die Normalität. Negativer Höhepunkt war die Saison 1979/1980 als die Bremer, die
mittlerweile wieder seit einigen Spielzeiten in ihren ursprünglichen Vereinsfarben
"Grün" und "Weiß" aufliefen, als 17. den Gang in die zweite Liga antreten mussten.
Wiederaufstieg und Beginn der Rehhagel-Ära
Die 80er Jahre begannen
für den SV Werder Bremen zweitklassig. Die Norddeutschen hatten nach Platz 17 zum bisher
einzigen Mal in ihrer Vereinsgeschichte den Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen.
Lange sollten die Bremer aber nicht dort bleiben. Trainer Kuno Klötzer, der wenige
Spiele vor Saisonende sein Traineramt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen musste,
sowie sein Nachfolger Otto Rehhagel führten das Team von der Weser 1981 direkt zurück
ins Fußballoberhaus. Es war ein Start in eine überaus erfolgreiche Ära. Gemeinsam mit
Manager Willi Lemke baute Coach Otto Rehhagel über Jahre eine Mannschaft auf, die es mit
den Besten in Deutschland und später auch Europa aufnehmen konnte und zum
Hauptkontrahenten des FC Bayern München aufstieg.
Erwin Kostedde, der die Bremer 1981 mit 29 Toren zurück in die 1. Bundesliga geschossen
hatte, verließ den Verein 1982/83 in Richtung Frankreich zu Stade Laval. Torjäger-Ersatz
war schnell gefunden. Ein gewisser Rudi Völler wechselte als frischgebackener
Zweitliga-Torschützenkönig an die Weser. An der Seite von Spielern wie Norbert Meier,
Frank Ordenewitz, Thomas Schaaf, Johnny Otten, Benno Möhlmann, Manfred Burgsmüller,
Frank Neubarth oder Dieter Burdenski reifte Völler später zum internationalen
Klasse-Stürmer.
Direkt nach dem Wiederaufstieg 1981 sollten die Bremer durchstarten. Das Thema Abstieg
war auf Jahre hinaus kein Thema mehr. Ganz im Gegenteil. Nach dem Klassensprung landete
die Rehhagel-Elf sechs Mal in Folge unter den Top Fünf der Tabelle. Titel gab es in
dieser aufstrebenden Phase des Vereins aber noch nicht zu feiern. Dafür wurde Werder
1983, 1985 sowie 1986 Deutscher Vize-Meister. 1983 und '85 verpassten die Norddeutschen
dabei den Titel jeweils nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses. 1983 hatte der
HSV die Nase vorn, 1986 der FC Bayern.
Am 22. April 1986 hätten die Grün-Weißen im heimischen Weser-Stadion bereits vorzeitig
alles klar machen können. Michael Kutzop, der sonst alle seine Strafstöße verwandelte,
schoss - beim Stand von 0:0 - in der 88. Minute gegen Bayern München einen Elfmeter an
den rechten Pfosten. Werder verpasste somit den vorentscheidenden Siegtreffer. Einen
Spieltag später vergab das Team auch die letzte Chance auf die Schale, als es gegen den
VfB Stuttgart, gegen den schon ein Remis gereicht hätte, mit 1:2 eine weitere Niederlage
setzte. Die Münchner zogen auf den letzten Drücker an Werder vorbei an die Spitze und
somit zur Schale. Lange mussten sich die Werderaner aber nicht grämen. Der Meistertitel
sollte schon bald folgen.
Pokale und Meisterschalen –
Titeljahre an der Weser
Einige Male hatten die
Werderaner nach ihrem Wiederaufstieg in die Bundesliga zu Beginn der 80er Jahre schon
daran schnuppern dürfen, in der Saison 1987/88 war es endlich soweit. Der SV Werder
Bremen durfte seinen zweiten Meistertitel feiern. Die Defensive um Torhüter Oliver Reck,
der seine erste Saison als Nummer eins im Bremer Trikot spielte, sowie Spieler wie Rune
Bratseth, Thomas Schaaf, Uli Borowka, Jonny Otten oder Gunnar Sauer ließ lediglich 22
Gegentore zu. Und vorne schoss das Offensivtrio um Karl-Heinz Riedle (18 Tore), Frank
Ordenewitz (16) und Norbert Meier (7), rund zwei Drittel aller Bremer Tore. Am Ende lag
Werder mit vier Zählern Vorsprung vor dem FC Bayern auf Rang eins und sollte von nun an
für viele Jahre die erfolgreichste deutsche Mannschaft neben den Münchnern sein.
Im gleichen Jahr spielten sich die Werderaner obendrein in die Halbfinals des UEFA-Cups
(Aus gegen Leverkusen) sowie des DFB-Pokals (Niederlage gegen Frankfurt) vor. Sowohl
europäisch als auch national sollten aber auch die Pokaltitel nicht lange auf sich
warten. Nachdem die Elf von Trainer Otto Rehhagel, der mit seiner "kontrollierten
Offensive" überaus erfolgreichen Fußball an der Weser spielen ließ, bereits 1989 und
1990 im DFB-Pokalendspiel stand, gab es in diesem Wettbewerb 1991 dann den verdienten
Erfolg. Im Elfmeterschießen wurde der 1.FC Köln bezwungen.
Nachdem in der Vorsaison die Werderaner einmal mehr ihre internationale Klasse
andeuteten und in zwei spektakulären Spielen die Übermannschaft vom SSC Neapel im
UEFA-Cup ausgeschaltet wurde, durften die Werderaner in der Saison 1991/92 dann den
Europapokal der Pokalsieger in die Höhe stemmen. In Lissabon hatte Klaus Allofs die
Bremer gegen den AS Monaco in Führung gebracht. Wynton Rufer setzte mit dem 2:0 den
Schlusspunkt, nachdem zuvor Teams wie Galatasaray Istanbul oder der FC Brügge
ausgeschaltet wurden.
Der nächste Meistertitel und die Champions-League-Premiere
Im Jahr 1993 gab es bereits den nächsten Titel an der Weser zu feiern. Denn in Bremen
wurde erneut die Meisterschale, die mittlerweile dritte in der Vereinsgeschichte, in den
Himmel gereckt. Mit Kickern wie Wynton Rufer, Mario Basler oder dem Österreicher Andy
Herzog war den Grün-Weißen der Titel nicht zu nehmen. Die Meisterschaft bedeutete
zugleich die Qualifikation für die neu eingeführte Champions League. Werder war dort
1993/94 als erstes deutsches Team überhaupt in der Gruppenphase vertreten, schied aber
unter anderem gegen den späteren Titelträger AC Mailand aus. In jener Spielzeit
eroberten die Werderaner nochmals den DFB-Pokal. Die nächste Meisterschaft wurde im
Saison-Endspurt nach Pleiten gegen den FC Schalke 04 und den FC Bayern München nur
hauchdünn verpasst. Es sollte das letzte Jahr unter Trainer Otto Rehhagel sein. Dieser
wechselte zum Rekordmeister FC Bayern München. In Bremen waren die überaus erfolgreichen
Zeiten mit seinem Weggang für einige Jahre vorbei. Es folgte eine Übergangsphase an der
Weser mit vielen Umstrukturierungen.
Rückblick auf die Ära Rehhagel
und Jahre des Übergangs
Manchmal ist er noch in
Bremen zugegen. In jener Stadt, in der er über 14 Jahre den SV Werder trainierte. Oft
sitzt Otto Rehhagel dann in seinem Lieblingscafé und ganz automatisch kommen ihm die
vielen tollen Erinnerungen an jene erfolgreiche Zeit in den Sinn, in der er an der Weser
zusammen mit Manager Willi Lemke Jahr für Jahr eine Spitzenmannschaft formte und ins
Rennen schicken konnte. Das Ergebnis dieser Ära: Meistertitel, Pokalerfolge und
Sensationen satt für den SV Werder Bremen.
Die Ära Rehhagel begann in der zweiten Liga. Werder war ein Jahr zuvor trotz einiger
nahmhafter Spieler abgestiegen. Nach etwa zwei Drittel der Spielzeit 1980/1981 übernahm
Otto Rehhagel aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls des bisherigen Cheftrainers Kuno
Klötzer den Platz auf dem Trainerstuhl. Werder stand an der Spitze der Liga und sollte
am Ende der Saison den direkten Wiederaufstieg perfekt machen.
Gleich in seinem ersten Spiel bewies Rehhagel, dass er auch ein Trainer ist, der, wie er
es selbst nennt, "so komische Einfälle" in die Tat umsetzt. Für Werder ging es nach
Berlin zur Hertha ins Olympiastadion, wo 72.000 Menschen auf den Einmarsch der
Mannschaften warteten. Bereits am Vorabend hatte Rehhagel dem damaligen
Werder-Schatzmeister Karl-Heinz Hohnhorst prophezeit: "Herr Hohnhorst, wenn es nicht so
richtig läuft, werde ich unseren kleinen Finnen Pasi Rautiainen ins kalte Wasser
werfen." So kam es dann wirklich. Rautiainen wurde eingewechselt und erzielte das
2:1-Siegtor.
Das goldrichtige Händchen und die Art die Mannschaft in den folgenden Jahren Fußball
spielen zu lassen, nämlich in einem viel zitierten System "kontrollierter Offensive",
baute Rehhagel zusammen mit Manager Willi Lemke ein Werder auf, das bis Mitte der 90er
die erfolgreichste Mannschaft Deutschlands neben dem FC Bayern München bleiben sollte.
Otto Rehhagel verstand es, in ein Gefüge Weltstars wie Rudi Völler, Karlheinz Riedle
oder Rune Bratseth einzubauen. Auch mit als eigenwillig geltenden Charakteren wie Mario
Basler kam Rehhagel auf einen grünen-weißen Zweig.
Erfolge der 80er und 90er "eine Sensation"
1988 stemmten Rehhagel und Co. erstmals die Deutsche Meisterschale in die Höhe. Es
folgten DFB-Pokal-Siege, ein Europapokal-Sieg der Pokalsieger und eine weitere
Meisterschaft (1993). Nicht zu vergessen die erstmalige Qualifikation einer deutschen
Mannschaft für die acht Teams starke Gruppenphase der neu geschaffenen Champions-League
(1993/94) und die zahlreichen Werder-Wunder wie gegen den RSC Anderlecht (1993) oder die
Kantersiege gegen den Weltklub SSC Neapel (1989).
Diese Erfolge der 80er und 90er Jahre betitelt Rehhagel selbst gar als "Sensation", weil
sie "mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln erarbeitet wurden." Ein Jahr nach dem
zweiten Meistertitel wechselte Rehhagel nach 14 Jahren als Trainer des SV Werder Bremen
den Verein. Zur Saison 1995/96 wurde er Coach des FC Bayern und nahm seinen
österreichischen Spielmacher Andreas Herzog gleich mit an die Isar.
Nach dem Weggang Rehhagels stellte sich die überaus erfolgreiche Fußballzeit für einige
Jahre ein. Statt Spitzenplätzen wie in den Jahren zuvor, landeten die Bremer meist nur
im Mittelfeld der Tabelle. Die Trainer Aad de Mos, Dixie Dörner und Wolfgang Sidka
folgten auf die Ära Rehhagel. Anschließend kam Felix Magath, der die Elf in seiner
ersten Saison ebenfalls auf einen Mittelfeldplatz führte. In der Spielzeit 1998/99 ging
es jedoch rasant bergab. Das Vereinspräsidium um Dr. Franz Böhmert, Klaus-Dieter Fischer
und Manfred Müller trat unter dem Eindruck der schlechten Entwicklung in der zweiten
Saisonhälfte der Saison 1998/99 geschlossen zurück und ermöglichte somit die spätere
Umgestaltung des Vereins. Auch Manager Willi Lemke legte zunächst seine Tätigkeit bei
Werder nieder, wobei sich die komplette Führungsmannschaft Werders anschließend in neuen
Funktionen des Vereins oder der GmbH und Co KGaA im Aufsichtsrat, im Vorstand oder in
der Geschäftsführung wiederfand. Als neuer Präsident und späterer Vorsitzender der
Geschäftsführung wurde Jürgen L. Born aufgestellt. Vor den Rücktritten auf obersten
Ebenen, war bereits über einen Wechsel auf der Trainerposition entschieden worden.
Nach der Niederlage gegen Werders direkten Abstiegskonkurrenten Frankfurt wurde Felix
Magath entlassen. Es übernahm der Trainer der Amateure, Thomas Schaaf. Klaus Allofs
wurde parallel Mitglied des vierköpfigen Vorstands, der 2004 zur Geschäftsführung
umgewandelt wurde, und war fortan für den Profifußball zuständig. Mit drei Siegen in den
letzten vier Spielen schaffte Werder den Klassenerhalt. Kurz nach der Rettung feierte
Bremen sogar den DFB-Pokal-Triumph nach einem Sieg gegen den FC Bayern München im
Elfmeterschießen. Dadurch qualifizierten sich die Grün-Weißen für den UEFA-Cup. Eine
neue Ära sollte folgen.
Mit Doublegewinn zurück an die Spitze
Nach dem erfolgreichen
Klassenerhalt unter Trainer Thomas Schaaf in der Saison 1998/99 tastete sich Werder
Bremen wieder an die internationalen Ränge heran. In der UEFA-Cup-Saison 1999/2000
sorgte der SVW einmal mehr für Furore, denn die Grün-Weißen preschten bis ins
Viertelfinale vor. In der 3. Runde vollbrachten die Bremer Akteure zuvor das
mittlerweile 4. Wunder von der Weser. Nach einer 0:3-Hinspielniederlage bei Olympique
Lyon riss Werder mit vier Toren das Ruder im heimischen Weser-Stadion rum und machte das
Unmögliche doch noch möglich.
Mit einer offensiv ausgerichteten Spielweise ließen die Grün-Weißen in den folgenden
Jahren bereits ihr großes Potential aufblitzen. Die Qualifikation für die europäischen
Wettbewerbe aber sollte bis 2004 noch nicht wieder gelingen. Werder profitierte in
finanzieller Hinsicht aus dem Verkauf von einigen jungen, talentierten Spielern wie
Claudio Pizarro oder Torsten Frings. Mittlerweile hatten auch Marco Bode und Andreas
Herzog Anfang des neuen Jahrtausends als letzte Spieler der erfolgreichen Rehhagel-Ära
ihre Karriere beendet.
Das neue Werder bestand nun aus Spielern wie dem französischen Mittelfeldregisseur Johan
Micoud, dem Innenverteidigern Valerian Ismael, Frank Baumann und Mladen Krstajic und im
Tor stand Andreas Reinke. Vorne sorgte ein herausragendes Stürmerduo mit Ivan Klasnic
und Ailton für Tore am Fließband. Und 2003/04 sollte ihre Spielzeit werden. Zwar flog
Werder gleich zu Beginn der Saison in der ersten Runde gegen die Österreicher vom FC
Superfund Pasching aus dem UI-Cup, aber der Rest der Saison sollte viel unvergesslicher
werden.
Zuvor stand aber noch eine große strukturelle Veränderung im Verein an. Denn ab dem
01.07.2003 hatte Werder Bremen den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb mit den
Fußballaktivitäten des Profisports und des Leistungszentrums, und den ersten
Mannschaften im Handball, Schach und Tischtennis in die Werder Bremen GmbH & Co. KG aA
ausgegliedert. Die Eintragung der Ausgliederung ins Handelsregister erfolgte am
05.12.2003. Gegenstand der Gesellschaft ist die Fortführung, Erweiterung und
Weiterentwicklung des bisherigen wirtschaftlichen Geschäftsbetriebes des Sport-Verein
"Werder" von 1899 e.V.. Somit besteht Werder Bremen aus dem Sport-Verein "Werder" von
1899 e.V sowie dem Wirtschaftsunternehmen Werder Bremen GmbH und Co. KG aA.
Auf die erfolgreiche strukturelle Veränderung, folgte Werders Double-Saison. Werder
mischte von Beginn der Bundesliga-Runde an unter den besten Teams mit und erklomm am 16.
Spieltag die Tabellenspitze. Diese gaben die Bremer in der Folge nicht mehr wieder her
und krönten sich nach einem spektakulären 3:1-Erfolg beim Rekordmeister und
Titelkonkurrenten FC Bayern München vorzeitig zum Deutschen Meister. Wenig später
feierte die Schaaf-Elf nach einem 3:2-Erfolg über Alemannia Aachen auch den Pokal-Erfolg
und somit den ersten Bremer Double-Gewinn überhaupt. Ein Doppelerfolg, der zuvor nur dem
FC Bayern München und dem 1.FC Köln gelungen war.
Sternstunden im DFB-Pokal und in
der Königsklasse (I)
Im Sommer 2006 verlässt Mittelfeld-Regisseur Johan Micoud den Verein und kehrt zu seinem
ehemaligen Klub Girondins Bordeaux zurück. Werder holt im Gegenzug einen brasilianischen
Ballkünstler aus Porto. Diego Ribas da Cunha streift das grün-weiße Trikot über und
verzückt in der Folgesaison mindestens genauso, wie es Micoud zuvor getan hat. In der
Champions League erwischt Werder eine Hammer-Gruppe mit Chelsea London, dem FC Barcelona
und Levski Sofia und verpasst nach einem Heimsieg gegen Chelsea und einem Remis gegen
Barca nur knapp das Achtelfinale. Dafür erreicht Werder das Halbfinale des UEFA-Cups, wo
gegen Espanyol Barcelona Schluss ist. In der Liga qualifiziert sich Werder als Dritter
wiederum für die Königsklasse.
Im Sommer 2006 verlässt Mittelfeld-Regisseur Johan Micoud den Verein und kehrt zu seinem
ehemaligen Klub Girondins Bordeaux zurück. Werder holt im Gegenzug einen brasilianischen
Ballkünstler aus Porto. Diego Ribas da Cunha streift das grün-weiße Trikot über und
verzückt in der Folgesaison mindestens genauso, wie es Micoud zuvor getan hat. In der
Champions League erwischt Werder eine Hammer-Gruppe mit Chelsea London, dem FC Barcelona
und Levski Sofia und verpasst nach einem Heimsieg gegen Chelsea und einem Remis gegen
Barca nur knapp das Achtelfinale. Dafür erreicht Werder das Halbfinale des UEFA-Cups, wo
gegen Espanyol Barcelona Schluss ist. In der Liga qualifiziert sich Werder als Dritter
wiederum für die Königsklasse.
Sternstunden im DFB-Pokal und in
der Königsklasse (II)
Die Saison 2007/08 startet allerdings ohne Miroslav Klose. Der Nationalstürmer wechselt
zum FC Bayern. In der Bundesliga, in der Werder hinter dem FC Bayern Vizemeister wird,
ist der 8:1-Heimsieg über Arminia Bielefeld einer der Höhepunkte der Saison. Weitere
folgen auch wieder in der Champions League. Dort erweisen sich in der Vorrunde nicht
etwa Real Madrid oder Lazio Rom als Stolpersteine der Schaaf-Elf. Denn gegen beide
Vereine erringt Werder mitreißende Heimsiege. Allerdings verliert die Schaaf-Elf zwei
Mal gegen Olympiakos Piräus. Für Werder geht es wieder im UEFA-Cup weiter. Dort ist
gegen die Glasgow Rangers im Achtelfinale Endstation.
2008/09 beendet Werder die Saison nur auf den zehnten Platz. Dafür sind die Bremer in
den Pokalwettbewerben ganz vorne mit dabei. Nach Platz drei der Champions
League-Vorrunde stürmt Werder ins letzte UEFA-Cup-Finale vor dessen Umbenennung in
Europa League. Zuvor hatte Werder den Nordrivalen HSV im Halbfinale ausgeschaltet. Es
sind zwei von insgesamt vier Derbys innerhalb von 19 Tagen zwischen beiden Klubs. Auch
im DFB-Pokal-Halbfinale behält Werder die Oberhand und gewinnt auch das Liga-Duell gegen
die Elbstädter. Im UEFA-Cup-Endspiel unterliegen die Grün-Weißen Schachtjor Donezk
schließlich knapp. Durch ein Tor von Mesut Özil, dem seit dieser Saison aufstrebenden
Mittelfeld-Ass neben Diego, besiegt Werder dafür im DFB-Pokal-Endspiel Finalgegner Bayer
04 Leverkusen und gewinnt zum sechsten Mal den goldenen Pott.
Es war der letzte Titel für Diego. Der Brasilianer wechselt in der Folge zum
italienischen Traditionsverein Juventus Turin. In der Liga spielt sich Werder im Jahr
des 111-jährigen Vereins-Jubiläums wieder in die Bundesliga-Spitze. Mit einem
fulminanten Endspurt erreichen die Bremer schließlich noch den dritten Platz und
qualifizieren sich zum fünften Mal innerhalb von sechs Jahren für die Champions-League.
In der Europa-League ist für Werder erst im Achtelfinale nach zwei fulminanten Spielen
gegen den FC Valencia Schluss.